Kommunales Integrationszentrum bietet Bildungserstberatung

„Alle Kinder haben ein Recht auf Bildung!“ Kommunales Integrationszentrum bietet Bildungserstberatung für neu in Deutschland angekommene Familien an.

20.7.2023: Für alle Eltern ist die Schulbildung ihrer Kinder ein wichtiges Thema. Damit Kinder und Jugendliche, die in Deutschland neu ankommen, möglichst schnell einen Schulplatz bekommen, erhalten sie und ihre Familien Beratung im Kommunalen Integrationszentrum der StädteRegion Aachen. Im Schuljahr 2022/2023 hat das „Team Bildung“ 676 Beratungen für Kinder aus 55 Herkunftsländern durchgeführt. Die meisten von ihnen (248) kamen aus der Ukraine, gefolgt von Afghanistan (64) und Syrien (48).

„Wir beraten Familien, deren Kinder bisher noch nicht am deutschen Schulsystem teilgenommen haben“, sagt Kathrin Ohler. Sie ist eine der Beraterinnen und begegnet Menschen in ganz verschiedenen Situationen: Familien, die wegen ihres Berufs nach Deutschland ziehen. Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung oder den Folgen des Klimawandels aus ihrem Herkunftsland geflohen sind. „Zu uns kommen Familien, die auf dem Fluchtweg auseinandergerissen wurden oder auch unbegleitete minderjährige Jugendliche. Viele waren jahrelang auf der Flucht und haben unter teilweise sehr schlechten Bedingungen in Lagern verschiedener Länder gelebt“, so Ohler. Alle haben gemeinsam, dass die Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich zur Schule gehen wollen. Nicht nur um zu lernen, sondern auch um Freundschaften zu schließen und gut in Deutschland anzukommen. Häufig freuen sich insbesondere die Mädchen auf die Schule, da sie in ihren Herkunftsländern vom Unterricht ausgeschlossen werden (Afghanistan) oder ein Schulbesuch für sie sehr gefährlich war. Schule bedeutet Normalität und ist ein geschützter Raum, in dem sie Gleichaltrige treffen können.

Die Bildungszugänge der Kinder sind sehr unterschiedlich: Einige verfügen bereits über Deutschkenntnisse und haben in ihrem Herkunftsland eine Schule besucht oder online am Unterricht teilgenommen. Manche sprechen mehrere Sprachen fließend, andere nur ihre Erstsprache. „Alle Kinder haben das Recht auf eine Schulbildung! Aber es gibt viele Kinder, die noch nie eine Schule besuchen konnten“, so Ohler. 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die in die Beratung kommen, sind nicht oder nur teilweise alphabetisiert, müssen das Lesen und Schreiben also erst noch erlernen.

Dass die Ausgangssituationen der Familien so vielfältig sind, macht die Beratungen umso wichtiger. Beim Termin erklären die Beraterinnen und Berater, wie das Schulsystem in Nordrhein-Westfalen funktioniert und erfragen die Informationen, die für die Beschulung wichtig sind. Die Kinder und Jugendlichen erhalten außerdem ein Startpaket mit Schulheften, Stiften und mehrsprachigen Lernmaterialien. Das Beratungs-Team hat auch nicht nur die Bildung im Blick. „Im Gespräch bekommen wir häufig mit, dass es noch viele andere Fragen gibt, zum Beispiel zur Gesundheitsversorgung, zum Erlernen der deutschen Sprache oder zur Suche eines Kita-Platzes“, berichtet Ohler. Auch hier können die Beraterinnen weiterhelfen, da sie gut vernetzt sind und die passenden Kontakte weitergeben können.

In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten suchen die Beraterinnen nach einem Schulplatz in der jeweiligen Stadt oder Gemeinde. Das sei nicht immer einfach, so Kathrin Ohler. „In fast allen Schulen der StädteRegion ist die Situation nach Pandemie, Flut und zunehmenden Fluchtbewegungen bei gleichzeitig fehlenden pädagogischen Fachkräften angespannt.“ Immer häufiger kommt es vor, dass Kinder und Jugendliche auf einen Schulplatz warten müssen. Die Beraterinnen setzen sich dafür ein, die Vermittlung der Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit den Schulen und der unteren Schulaufsicht möglichst zeit- und wohnortnah zu gestalten. „Das Recht auf Bildung für alle Kinder umzusetzen, bringt für alle Beteiligten eine große Verantwortung mit sich. Der wollen wir gerecht werden und setzen auf Verständnis und ein gutes Miteinander“, so Kathrin Ohler.

Hintergrundinformationen

Die Zahlen zur Bildungserstberatung spiegeln die weltpolitische Lage wider: Mit 676 Beratungen gab es im Schuljahr 2022/2023 den bisher dritthöchsten Beratungsstand. Im Schuljahr 2015/2016 trieb der Bürgerkrieg in Syrien die Zahlen in die Höhe (874 Beratungen), im Schuljahr 2021/2022 war der Krieg in der Ukraine ausschlaggebend (683 Beratungen).

Die Beschulung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen ist für die Schulen ein zusätzlicher, anspruchsvoller Auftrag. Hier unterstützt das Kommunale Integrationszentrum durch fachliche Beratung zum Umgang mit Vielfalt, gibt Empfehlungen für geeignete Lehr- und Lernmaterialien und koordiniert Ferien-Intensiv-Trainings (FIT) in Deutsch. Auch für Kitas ist das KI Ansprechpartner in Bildungsfragen. Programme wie „Griffbereit“, „Rucksack Kita“ oder „Rucksack Schule“ sind darauf zugeschnitten, Mehrsprachigkeit und Verständigung im Kita- und Schulalltag zu fördern und Familien mit und ohne Zuwanderungs-Geschichte als Bildungspartner einzubinden.

Das Kommunale Integrationszentrum StädteRegion Aachen leistet die Beratung für Familien, die in Alsdorf, Baesweiler, Eschweiler, Herzogenrath, Monschau, Roetgen, Simmerath, Stolberg und Würselen wohnen. Familien aus Aachen berät das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Aachen.

Neben der Bildungserstberatung bietet das Kommunale Integrationszentrum der StädteRegion Aachen allen zugewanderten Menschen unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsstatus Beratung bei allen Fragen rund um das Ankommen in Deutschland. Die Mitarbeitenden im sogenannten „Case Management“ können in vielen verschiedenen Sprachen weiterhelfen.

Kontakt Bildungserstberatung:

Kommunales Integrationszentrum StädteRegion Aachen

Trierer Str. 1, 52078 Aachen
0241/5198-4619
ki-bildung@staedteregion-aachen.de
Informationen und Online-Terminvereinbarung unter www.staedteregion-aachen.de/beratung-schulplatz

Kommunales Integrationszentrum Stadt Aachen

Reichsweg 30 (Nadelfabrik), 52068 Aachen
integration@mail.aachen.de

www.aachen.de/integration


Übergänge in Schulen – Bildungskoordinatorin unterstützt Neuzugewanderte

  • Nadine Ogiolda ist seit Ende 2016 die Bildungskoordinatorin der Stadt Aachen.
  • Bei geflüchteten Jugendlichen treten häufig Probleme bei den Übergängen zwischen Schulen oder Schulstufen auf.
  • Die AG „Gestaltung der Übergänge“ deckt Probleme auf und entwickelt Konzepte für eine bessere Handhabung der Übergänge.

31.5.2018: Geflüchteten Kindern und Jugendlichen eine optimale Bildungsbiographie ermöglichen: das ist das Ziel des Bundesprogramms „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“. Für die Stadt Aachen ist seit dem 1. Dezember 2016 Nadine Ogiolda als Bildungskoordinatorin tätig.

Übergänge sind oft problematisch

Besonders bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen kommt es bei den Übergängen zwischen Schulen oder Schulstufen oft zu Schwierigkeiten, erklärt Heinrich Brötz, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule. “Wir möchten nicht, dass Kinder beim Wechsel der Schulen oder einzelnen Stufen ‚verloren‘ gehen”, erzählt er. Die Aufgabe der „Kommunalen Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewanderte“ und somit der Bildungskoordinatorin ist es, dies zu verhindern und Lösungen für das Problem zu finden.

Nadine Ogiolda nahm zu Beginn ihrer Arbeit zunächst eine Standortbestimmung vor, um die Bedürfnisse der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu erfassen. Dazu führte sie Interviews mit etwa 20 neuzugewanderten Jugendlichen verschiedener Altersklassen und Schulformen. Ebenso befragte Ogiolda über 30 Experten wie Lehrkräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Schulamt, dem Jobcenter und der Arbeitsagentur, wodurch Bedarfe und Herausforderungen deutlich wurden.

„Probleme auf den Tisch packen“ – die AG Gestaltung der Übergänge

Auch beim Wechsel von den Sprachfördergruppen, die geflüchtete Jugendliche zwei Jahre lang besuchen, in das normale Schulsystem, versucht man, die Übergänge so einfach zu machen wie möglich. „Wenn es irgendwie geht, sollen die Jugendlichen an den Schulen bleiben, an denen sie ihre Sprachkurse absolviert haben. Meist gelingt das durch das hohe Engagement der Schulen auch sehr gut“, erzählt die Bildungskoordinatorin. Dennoch ist die Integration in das normale Schulsystem eine Herausforderung. „Man muss überlegen, wie man dem begegnen kann und die Probleme auf den Tisch packen“, so Ogiolda.

Um die Problematik aus allen Perspektiven offen ansprechen zu können, wurde die AG „Gestaltung der Übergänge“ gebildet. Sie setzt sich zusammen aus Vertretern aller Schulformen im Bereich der Sekundarstufe I sowie Personen aus der Schulleitung und der Stufenkoordination, der Schulsozialarbeit und Lehrerinnen und Lehrern aus den Deutschfördergruppen. Daneben sind der Schulamtsdirektor, das kommunale Integrationszentrum und Schul- und Jugendhilfeträger Teil der AG.

Die Ziele der AG sind die Aufdeckung von Problemen, die Entwicklung möglicher Konzepte und das Festlegen einheitlicher Definitionen. Da durch die Mitglieder aus den verschiedensten „Nischen“ nahezu alle Perspektiven abgedeckt sind, kann ein ganzheitlicher Blick auf die Problematik entstehen. „Wir benennen die Probleme aus der Praxis ganz konkret und kommunizieren sehr offen miteinander“, erzählt Nadine Ogiolda.

Zuwanderung bleibt Thema

André Kaldenbach, der Abteilungsleiter Finanzmanagement, Planung und Service, erläutert, dass bereits über 2.000 neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler vom Kommunalen Integrationszentrum in das Aachener Schulsystem vermittelt wurden. Dadurch kommt es auch zu Herausforderungen im organisatorischen Bereich. „Wir müssen schauen, wo man die Kinder und Jugendlichen unterbringt“, erklärt er. Die Klassen werden zwar größer, sollen jedoch nicht überlastet werden.

„Auch in den nächsten Jahren wird Zuwanderung weiterhin ein Thema in Deutschland und somit auch in Aachen bleiben.“ Mit dieser Aussage zeigt Ogiolda, dass ihre Arbeit als Bildungskoordinatorin noch lange nicht beendet ist und die AG weiterhin ein wichtiger Bestandteil davon bleiben wird. Ein besonderes Augenmerk wird dabei weiterhin auf die Gestaltung der schulischen Übergänge, aber auch auf die durchgängige Sprachbildung gelegt werden.

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