Jugendzentrum OT Talstraße

„In die OT durfte ich immer gehen“

  • Seit der ersten Grundschulklasse besuchen Leyla (20) und Fatna (20) regelmäßig das Jugendzentrum OT Talstraße
  • Mit anderen Besuchern haben die beiden Freundinnen Ideen zur Umgestaltung des Depots und der OT erarbeitet
  • Die Atmosphäre in der OT ist offen, liberal und für viele Kinder und Jugendliche ein zweites Zuhause

 

Foto: Copyright © Stadt Aachen / Andreas Herrmann – Fatna Tahtouli und Leyla Keskin mit ihrer „zweiten Mutter“, OT-Leiterin Angelika Diehl. 

Befreundet sind Leyla Keskin und Fatna Tahtouli seit der ersten Grundschulklasse. Fast genauso lange besuchen die beiden 20-jährigen Freundinnen das Jugendzentrum OT Talstraße. Früher als Besucherinnen, heute als Honorarkraft und Gruppenleiterin. Fatna kümmert sich aktuell vornehmlich um die Mädchengruppe in der OT (Offenen Tür), Leyla trainiert unter anderem die Fußballelf.

 

Tolle neue Räume im alten Straßenbahndepot

Im vergangenen Frühjahr sind die beiden jungen Frauen mit dem Jugendzentrum wieder zurück in das neue Depot Talstraße gezogen – nachdem die OT wegen des Umbaus des alten Straßenbaudepots fast drei Jahre lang in einem Container im sich an das Depot anschließenden Park untergebracht war. “Es ist richtig schön, wieder hier zu sein”, sagt Leyla Keskin. “Unsere neuen Räume sind wirklich toll geworden”.

 

Daran, dass die Räume der OT so aussehen, wie sie jetzt sich jetzt präsentieren, daran waren Leyla und Fatna nicht unbeteiligt. Gemeinsam mit einer Handvoll anderer Besucher und Besucherinnen haben die beiden jungen Frauen in der Planungsphase nämlich selbst Ideen zum Aussehen der neuen OT mit der großzügigen Empore entwickelt, ein entsprechendes Modell entworfen und das schließlich den “pbs architekten” um Achim Wolf zum Brainstorming mit an die Hand gegeben. Wobei das aktuelle Architektur-Studium von Leyla Keskin sich bestimmt mehr als einmal als ausgesprochen praktisch erwiesen hat…

 

Eine besondere Atmosphäre und attraktive Architektur

Das neue Depot hat den besonderen Charme des alten Depots aus dem Jahre 1926 bewahrt. Einladend der neu geschaffene Vorplatz, hell die gewaltigen Fensterfronten, offen die vielen Zugänge und verbindend der Brückenschlag in den benachbarten Park. Die besondere Atmosphäre und die attraktive Architektur mit der speziellen Raumgeometrie und den imposanten Tonnendächern machen das Gebäude zu einem ausgesprochen wirkungsvollen Ort. “Super” finden Leyla und Fatna dann auch die Offenheit und die Großzügigkeit „ihrer“ OT, die zurückhaltende Architektursprache und das beinah radikal umgesetzte Konzept der Einfachheit. “Die Architektur stimmt, genauso haben wir uns das vorgestellt”, sagen beide einstimmig – und sind heimlich ein stolz, dass sie ein bisschen dazu beigetragen haben.

 

Die OT zieht die beiden Freundinnen auch nach fast 15 Jahren immer noch in ihren Bann – und ganz sicher nicht allein wegen der Architektur des alten Straßenbahndepots. Leyla und Fatna sind hier beide quasi aufgewachsen und fühlen sich wohl, zu Hause. „Meine Mutter war früher sehr zurückhaltend und beschützend, wenn ich als kleines Mädchen irgendwo anders als zu Hause spielen wollte. Mit einer Ausnahme: In die OT durfte ich immer gehen“, erinnert sich Leyla. Nach der Schule konnte man Leyla und Fatna dann eigentlich jeden Tag direkt im alten Depot finden. Es wurde gemeinsam mit anderen Hausaufgaben gemacht, gemeinsam gespielt, gemeinsam gegessen. Mit den Erziehern konnten sie und die anderen Besucher der OT immer reden, egal, was auf der Agenda stand oder welche Probleme gerade mal wieder bewältigt werden mussten.

 

Beziehungs- und Integrationsarbeit in der OT Talstraße

An großartige Probleme ihrer OT-Zeit können sich Leyla und Fatna kaum erinnern. Fatna: „Das gemeinsame Leben in der OT ist sehr liberal. Die Atmosphäre ist super, offen für viele Kulturen und vor allem auch für viele Persönlichkeiten.“ Angelika Diehl, seit 36 Jahren in der OT beschäftigt und seit 15 Jahren auch deren Leiterin, bestätigt diesen Eindruck. „Neben Hausaufgabenbegleitung und Freizeitangeboten bieten wir hier vor allem viel Beziehungs- und Integrationsarbeit an.“ Angelika Diehl kennt Leyla und Fatna seit ihren ersten Tagen in der OT – „Sie ist in der Zeit so etwas wie unsere zweite Mutter geworden“, lachen die beiden jungen Frauen.

 

Ehemalige der OT kommen regelmäßig zu Besuch

Das Haus an der Talstraße ist fünf Tage in der Woche zwischen 12.30 und ungefähr 20 Uhr geöffnet. Täglich kommen rund 35 Kinder sowie 30 Jugendliche, alle im Alter zwischen sechs und 26 Jahren, in das Jugendzentrum. Betreut werden sie in dieser Zeit von fünf fest angestellten Erziehern, Honorarkräften und zahlreichen ehrenamtlichen Betreuern. Angelika Diehl: “Unser Team ist zum großen Teil schon seit vielen Jahren hier tätig. Das bindet viele Menschen und nicht selten kommen über vierzigjährige „Ehemalige“ regelmäßig zu Besuch.“

 

„Ehemalige“ wie Leyla Keskin und Fatna Tahtouli eben. Die auch als Studentinnen noch regelmäßig in der OT zu finden sind. Die sich freuen, ein Stück von dem, was ihnen das Jugendzentrum und seine Mitarbeiter im Laufe ihres Lebens gegeben haben, engagiert zurückgeben zu können. In der Betreuung der dort heute beheimateten Kinder und Jugendlichen sowie aktuell und einmalig auch in der architektonischen Ausgestaltung des Jugendzentrums OT Talstraße.

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