Schwerpunkt-KiTas Sprache & Integration

Abschluss „Schwerpunkt-KiTas Sprache & Integration“

• Bundesförderprogramm läuft Ende des Jahres aus
• 17 städtische KiTas ziehen eine positive Bilanz
• Gezielte Einbettung von Sprache im KiTa-Alltag

Foto: © Stadt Aachen/Bernd Schröder
Auch in der KiTa Mariabrunnstraße wird auf Sprachbildung im Alltag viel Wert gelegt:
Erzieherin Christine Komonyi und die Kinder haben dabei offensichtlich

viel Spaß.

Erwachsene stehen an einem Tisch mit Spielzeug und unterhalten sich – aber nicht über Weihnachtsgeschenke sondern über ausgewähltes Spielmaterial aus 17 KiTas. Diese 17 Tageseinrichtungen tauschten sich heute, Freitag, 27. November, bei der Abschlussveranstaltung„Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ darüber aus, was die in den vergangenen viereinhalb Jahren zum Thema „Sprache“ erarbeitet haben. Die Stadt Aachen als Träger dieser KiTas hatte sich 2011 für das Förderprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Frühe Chancen: Schwerpunkt-KiTas Sprache & Integration“ beworben.
Ziel: Für alle Kinder die Chance auf Bildung und Teilhabe zu verbessern, unabhängig von ihrer Herkunft und sozialen Rahmenbedingungen. Erreicht werden sollte dies durch die Optimierung der sprachlichen Bildung. Alltagsintegrierte sprachliche Bildung sollte stattfinden, eingebettet in das alltägliche sprachliche Geschehen in den Kindertagesstätten. Unterstützt wurde jede dieser Einrichtungen bei ihrer fachlichen Weiterentwicklung im Bereich der sprachlichen Bildung mit einer zusätzlichen halben Stelle für eine Sprachexpertin. Außerdem gab es finanzielle Mittel für Fortbildungen und Anschaffungen sowie fachliche Unterstützung für den Start.

Die Förderung endet am 31. Dezemberund bei der Abschlussveranstaltung zogen Heinrich Brötz, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule der Stadt Aachen, Sabine Fischer, Abteilungsleiterin KiTas, OGS und Tagespflege, und die 17 KiTa-Leitungen ein Resümee: Was passiert heute in den KiTas zum Thema Sprache? Wie sieht alltagsintegrierte Sprachbildung konkret aus? Was ist aus der Sprachförderung geworden? Was hat sich nachhaltig verändert?

Heinrich Brötz: „Die gezielte Einbettung von Sprache im KiTa-Alltag zeigt der genauere Blick auf den Spielzeugtisch: Die Bilderbücher beschäftigen sich mit Sprachspielen und Sprachwitz, mit Verschiedenartigkeit.“ Ein bekannter Bilderbuchklassiker liegt hier in englischer Sprache vor und ein anderes bekanntes Bilderbuch ist türkisch-deutsch geschrieben, ein weiteres ist gleich in 16 Sprachen verfasst worden. Auch Spiele und pädagogische Puppen machen Lust auf Sprache und Kommunikation. Letzteres ist gerade im Alltag von nichtsprechenden Kindern oder von Kindern, die noch kein oder wenig Deutsch verstehen oder sprechen, wichtig.

KiTa-Fachkräfte haben eigene Sprache reflektiert

Dabei ist das sichtbare Material nur ein Bestandteil der alltagsintegrierten Sprachbildung. Neben dem sichtbaren Spielzeugtisch hat hier ein weiterer Wandel stattgefunden: „Die pädagogischen Fachkräfte in den KiTas haben überlegt, wie sie sich im Alltag sprachförderlich verhalten und ihre eigene Sprache reflektiert“, beschreibt Sabine Fischer den Start.„Wir haben damals ganz klein angefangen“, schildert Sprachförderkraft Tanja Steffens, KiTa Düppelstraße,die Anfänge der Veränderung: „Am Frühstückstisch haben wir Fachkräfte unsere Rolle als Sprachvorbild für die Kinder eingeübt und haben bruchstückhafte Äußerungen von Kindern wie „Apfel geesst“ bewusst aufgenommen. Diese einzelnen Worte haben wir in einfache Sätze eingebettet und wiederholt, um die Sprache der Kinder beiläufig zu korrigieren. Außerdem haben wir unsere Handlungen mit Sprache begleitet. Heute ist uns diese Art zu sprechen in Fleisch und Blut übergegangen. Die Kinder ahmen dieses Sprachverhalten nach und können sich verständlicher und mit einem größeren Wortschatz ausdrücken.“ Ein Beispiel: „Apfel geesst!“ – „Du hast einen Apfel gegessen. Und ich habe ein Brot gegessen.“

Heute wissen KiTa-Leitungen und Sprachexpertinnen, dass eine gut gesprochene Muttersprache wesentlichen Einfluss auf das erfolgreiche Erlernen von weiteren Sprachen hat. Sprachen, mit denen das Kind aufwächst, werden nicht mehr zugunsten der deutschen Sprache verdrängt. Aus einem „Entweder oder-Denken“ ist ein „Sowohl als auch-Denken“ geworden. „Wir möchten die Sprachen der Kinder wertschätzen, es sind ihre Wurzeln“ erklärt KiTa-Leiter Hardy Schuhmann, KiTa Passstraße 25. Und so sieht man beispielsweise in dieser KiTa eine Mutter, die ein Bilderbuch auf Türkisch vorliest neben einer Erzieherin, die dieselben Sätze auf Deutsch wiederholt. Umringt sind beide Frauen von Kindern mit unterschiedlichen Herkunftssprachen. Im Eingangsbereich etlicher KiTas befindet sich heute ein Willkommensgruß in den in der KiTa vertretenen Sprachen und Dialekten. Auch Öcher Platt wurde bereits gesehen. Dabei geht es nicht nur um den dekorativen Aspekt, sondern auch hier um die Wertschätzung der Wurzeln von unterschiedlichen Familien und den Blick über den Tellerrand, welche Vielfalt denn in der eigenen KiTa vorhanden ist.

Von der Sprachförderung zur alltagsintegrierten Sprachbildung

„Wichtig ist uns, dass ein Entwicklung weg von der reinen Sprachförderung über eine Sprachbegleitung hin zur alltagsintegrierten Sprachbildung stattgefunden hat“, beschreibt Sprachförderkraft Astrid Boshe-Plois den Weg, den die KiTa Brunssumstraßebeispielhaft eingeschlagen hat. Monika Kaspar, Leiterin der Einrichtung in der Brunssumstraße unterstützt diesen Gedanken: „Allein das Wort Sprachförderung impliziert, dass es einen Mangel gibt, der behoben werden muss. Wir möchten weg von diesem defizitorientierten Blick auf das einzelne Kind hin zu einem sensiblen Blick auf die Sprache aller Kinder.“

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