Spielend Deutsch lernen in der Flüchtlingsunterkunft

  • 15 Kinder werden pädagogisch in der Unterkunft Franzstraße betreut.
  • Stadt Aachen, Martin-Luther-Haus und DRK arbeiten Hand in Hand.
  • Die Spielgruppe entlastet die Eltern und die Kinder lernen spielerisch Deutsch.

Foto © Stadt Aachen: Kreativ kommt an bei den Kleinen: Betreuerin Nadia Baghtiti malt mit zwei Flüchtlingskindern.

Die Kinderküche ist der Renner bei den Zwei- bis Sechsjährigen, die regelmäßig die Spielgruppe in der Flüchtlingsunterkunft der Stadt Aachen in der ehemaligen Hauptschule Franzstraße besuchen. Aber auch ganz einfach Papier und Buntstifte stehen hoch im Kurs der rund 15 Kinder – fast alle kommen aus Syrien.Zwei Jungs krabbeln über den bunten Spielteppich, einige malen konzentriert, andere bauen mit Lego. „Die Kinder sind taff, die probieren alles aus, die haben das große Bedürfnis einfach zu spielen“, beschreibt Xenia Duschoff, eine der beiden Betreuerinnen der Spielgruppe, die mit den Kindern auch viel bastelt: „Wir haben zum Beispiel ein Meer mit vielen bunten Fischen gebastelt.“ Sie zeigt auf ein großes, blaues Wandbild mit aufgeklebten Fischen, gebastelt aus Papptellern. „Wir versuchen mit den Kindern immer wieder was Neues, Kreatives zu machen. Und die sind begeistert dabei.“

Spielzeug gibt es schon in anderen Flüchtlingsunterkünften. Aber in der Aachener Einrichtung, die vom Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband StädteRegion Aachen, betrieben wird, sind tatsächlich drei Mal die Woche für drei Stunden zweiBetreuerinnen vor Ort, neben Xenia Duschoff, noch Nadia Baghtiti, die Arabisch, Französisch, Englisch, Deutsch und ein bisschen Spanisch spricht, also übersetzen kann. Beide werden gestellt von der evangelischen Familienbildungsstätte Martin-Luther-Haus, die zwei ähnliche Gruppen bereits in der Bildungsstätte betreibt, dort für Flüchtlingskinder, die nicht mehr in einer Flüchtlingsunterkunft leben.

Die Idee hatte Myriam Klees, zuständige Bezirkssozialarbeiterin der Stadt Aachen vom Fachbereich Kinder, Jugend und Schule: Sie war bei einem ihrer Besuche überzeugt: Aus dem alten Pavillon der Schule, der auf dem Pausenhof steht, kann man mehr machen, eine Art Übergangs-KiTa, bis ein regulärer KiTa-Platz zur Verfügung steht. „Es fehlte nur die Betreuung“, sagt sie. Gemeinsam mit Karin Blankenagel vom Martin-Luther-Haus entwickelte sie ein Konzept und die Familienbildungsstätte steuerte die zwei Betreuerinnen bei – finanziert aus Mitteln der Bezirksregierung. „Zu dieser Zeit gab es einen Aufruf, genau solche Projekte dort anzumelden zur Finanzierung“, so Blankenagel.

 

Eltern entlasten, Sprache spielerisch lernen, Struktur vermitteln

„Wir wollten vor allem die Eltern entlasten, aber die Kinder lernen hier auch ganz spielerisch die deutsche Sprache“, beschreibt die Bezirkssozialarbeiterin zwei Kernpunkte des Konzepts. Außerdem haben geschulte Betreuerinnen einen Blick auf die Kinder, die alle – genau wie ihre Eltern – eine bewegende, lange und anstrengende Flucht hinter sich haben. Gisela Bosle, Abteilungsleiterin Soziale Dienste beimDRK: „Für die Eltern ist es oft auch erst einmal leichter, die Kinder hier vor Ort betreut zu wissen. Manche scheuen sich auch noch vor einer KiTa.“ Den Kindern würden auch eine strukturierter Alltag und Regeln vermittelt, so Duschoff: „Anfangs war das Aufräumen zum Beispiel ein Problem. Das klappt mittlerweile sehr gut. Oder die Kinder kamen nicht um 10 Uhr sondern erst gegen Mittag. Jetzt sind sie pünktlich.“

 

„Superschnelle und unbürokratische Umsetzung“

Alle Beteiligten sind von der Spielgruppe überzeugt, aber: „Noch sind wir in der Testphase, werden das Konzept sicher noch evaluieren“, erläutert Hans-Josef Elsen, Teamleiter des zuständigen städtischen Sozialraumteams.„Die Familien haben sehr oft mit viel Bürokratie zu tun, müssen zu Ämtern und, und, und. Da wollensie auch nicht immer ihre Kinder mitschleppen“, gibtKeyvanFaghihNassiri, Unterkunftsleiter des DRK in der Franzstraße, seine Eindrücke wieder. Die Eltern seien dankbar und froh über die Gruppe. Umso erfreuter war er über die „superschnelle und unbürokratische Umsetzung“ der Spielgruppe, die nach Karneval an den Start ging: „Die Wände wurden von Bewohnern der Einrichtung selbst gestrichen.“ Nach dem Anstrich wurde noch ein Spielteppich gemeinsam mit ehrenamtlichen Betreuern verlegt. Und kurz darauf ging es los. „Der größte Erfolg ist doch, dass die Kinder regelmäßig und vor allem gerne kommen“, so Nassiri.

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