Erste Niedrigenergie – KiTa in Aachen

KiTa Laurentiusstraße: Auf dem Weg vom Neubau mit „Aachener Standard“ zum Niedrigenergiehaus

Foto: ©Stadt Aachen/Björn Gürtler

  • Ab Januar 2019 müssen alle öffentlichen Neubauten Niedrigenergiehäuser sein.
  • Durch den „Aachener Standard“ hat die Stadt viel Erfahrung und Vorteile.
  • Durch die neue Solaranlage ist die KiTa Laurentiusstraße nun die erste Niedrigenergie-KiTa Aachens.

Strahlend blauer Himmel – genau der richtige Zeitpunkt, um die neue Photovoltaikanlage der städtischen Tageseinrichtung für Kinder Laurentiusstraße vorzustellen: „Denn Photovoltaik funktioniert nur, wenn die Sonne scheint“, freut sich Klaus Schavan, technischer Geschäftsführer des städtischen Gebäudemanagements, über den perfekten Moment. Aber die Freude ist ebenso groß, dass es sich nicht nur um eine neue Photovoltaikanlage handelt, sondern bei der KiTa und dem Familienzentrum Sandhäuschen tatsächlich um Aachens erste Niedrigenergie-KiTa. Das Gebäude wurde 2013als erstes nach dem so genannten „Aachener Standard“ in Betrieb genommen – und schon damals waren Solarmodule auf dem Dach angedacht. Nun wurden sie installiert und die KiTa so zur Niedrigenergie-KiTa, die über das Jahr gesehen mehr Energie erzeugt, als sie verbraucht: Bis zu 28.000 kWh pro Jahr können die 110 Module der 29,7-Kilowattpeak-Anlage (Kilowattpeak kWp gibt die Spitzenleistung der Anlage an) auf dem Tonnendach erzeugen und damit mehr als die KiTa insgesamt an Energie übers Jahr benötigt.Am 15. August wurde die Anlage angeschaltet und hat schon rund 900 kWh Öko-Strom erzeugt. Immer Sommer wird der erzeugte Strom genutzt und der Rest eingespeist, im Winter wird Energie zugeführt. Am Jahresende bleibt unterm Strich eine positive Bilanz für das Gebäude.

 

„Aachener Standard“ als hervorragende Basis

Heute ist Klaus Schavan dankbar, dass sich Politik und Verwaltung seinerzeit entschlossen hat, den „Aachener Standard“ einzuführen, denn ab dem 1. Januar 2019 müssen alle Neubauvorhaben öffentlicher Bauherren in dem neuen Null-, Niedrigst- und Plusenergiehaus-Standard („NN+E-Standard“) errichtet werden. Schavan: „Und die Diskrepanz zu dem, was dann gesetzlich gefordert ist und dem ‚Aachener Standard‘ ist nicht so groß. Andere Städte haben da größere Probleme.“ Wichtig ist ihm auch, dass das Gebäudemanagement nicht erst 2019 beginnt, Erfahrungen zu sammeln, sondern sich schon jetzt fachlich so aufstellt, dass später die Umsetzung des NN+E-Standards keine Probleme darstellt: „Wenn wir für 2019 die Expertise haben wollen, müssen wir jetzt schauen, wo die Herausforderungen liegen.“

 

Und die lagen zum Beispiel bei der Dachform: „ Wir mussten ein wenig mit der Technik spielen, das gewölbte Dach hat uns vor Herausforderungen gestellt“, so der Projektleiter Frank Schröter aus dem Team Energiemanagement des Gebäudemanagements. Alle 110 Module – jedes ein Meter mal 1,60 Meter groß – mussten so ausgerichtet werden, dass sie der Biegung des Tonnendachs folgen und genug Sonne bekommen. Schröter: „Die Module wirken leicht gewölbt, sind aber gerade.“ Da jedes Modul unterschiedlich viel Sonne bekommt, wurden so genannte Modulwechselrichter vorgeschaltet, um die optimale Stromausbeute zu bekommen. Aber trotz des Dachs: Das Gebäude Sandhäuschen besitzt für eine Photovoltaikanlage sehr gute Voraussetzungen, die nutzbare Dachfläche hat kaum Aufbauten oder Verschattungen und auch die Himmelsrichtung stimmt. Photovoltaik ist die ideale Stromquelle für kommunale Gebäude: Gerade dort entspricht das Nutzerverhalten dem natürlichen Sonnenangebot. Tagsüber, wenn die Sonne scheint, wird der eigene Strom verwendet. Abends werden die meisten Gebäude nicht mehr genutzt.

 

Eine KiTa als idealer Ort für erneuerbare Energien – auch pädagogisch

Aber Heinrich Brötz, Leiter des Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule der Stadt, ist überzeugt, dass die Wahl des Gebäudes auch aus anderen Gründen stimmt: „Es gibt, glaube ich, keinen besseren Fachbereich und keine besseren Gebäude als KiTas. Gemeinsam mit dem Gebäudemanagement könnten wir so zu einem Modellfachbereich werden.“ Brötz weiter: „Die Kinder werden groß mit erneuerbaren Energien und Umweltschutz. Das ist auch ein pädagogischer Ansatz.“ Und der Ansatz klappt, weiß die Leiterin der Einrichtung, Katja Deutz-von der Weiden: „Die Kinder konnten sehen, was hier eingebaut wurde. Die Handwerker waren ganz toll, haben den Kindern alles genau erklärt.“ Auch andere Maßnahmen würden die Kinder wie selbstverständlich umsetzen. So sei es mittlerweile völlig normal, das Gebäude in den Garten nicht direkt von den Gruppenräumen aus zu verlassen, sondern gemeinsam durch den Flur, der eine Art Klimaschleuse ist. Auch die Bewegungsmelder, die das Licht in den Gruppen steuern, seien schon völlig normal. Die Leiterin freut sich: „Und bald werden wir mit den Kindern auch noch ein kleines Projekt zum Thema ‚Energie‘ machen, das hat uns Herr Schröter versprochen.“

 

Optimaler Einklang von Technik, Gebäudehülle und Raumgefüge

„Wir reden nicht nur darüber, Energie zu sparen, wir machen es hier, direkt vor Ort“, freut sich Bezirksbürgermeister Alexander Gilson über die Niedrigenergie-KiTa im seinen Bezirk Laurensberg und den umweltbewussten Nachwuchs: „Und der Standort der KiTa war im Rückblick genau richtig, kaum Verschattungen, so dass es hier ideale Bedingungen gibt.“ Das bestätigen auch die Architekten Alexander Voigt und Gerhard Weiss aus Aachen. Der Aachener Standard sei vorgegeben gewesen, aber: „Erst jetzt ist es der optimale Einklang zwischen Hülle, Technik und Raumgefüge.“ Und dieses Raumgefüge soll auch möglichst lange genutzt werden: „Nach weniger zehn Jahren hat sich die neue Photovoltaikanlage amortisiert, sie hat knapp unter 50.000 Euro gekostet. Und wir hier in Aachen planen Neubauten für mindestens 40 bis 50 Jahre. Ich halte nichts davon, öffentliche Gebäude nur für 20 Jahre zu planen“, stellt Klaus Schavan fest.

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