Schulen und neu zugewanderte Kinder und Jugendliche

Beschulung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen in der StädteRegion Aachen

18.6.2024: Auch für Kinder und Jugendliche, die aus einem anderen Land in die StädteRegion Aachen geflüchtet oder zugewandert sind, besteht hier eine Schulpflicht, sobald die Familie einer Kommune zugewiesen wurde. Bis zum Stichtag am 1. Juni 2024 wurden hier im aktuellen Schuljahr 3101 neu zugewanderte Kinder und Jugendliche beschult. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sind die Zahlen stark angestiegen. Aktuell stammt ein Drittel der beschulten neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine, gefolgt von Syrien, der Türkei und Afghanistan.

Bei der Beschulung gibt es in der StädteRegion Aachen wie in ganz Nordrhein-Westfalen drei Modelle, bei denen die Schülerinnern und Schüler entweder

  • ausschließlich in Deutschförderklassen beschult werden,
  • neben den Förderklassen am regulären Unterricht teilnehmen oder
  • vollständig in den regulären Klassen integriert sind.

Im aktuellen Schuljahr sind noch 30 Kinder und Jugendliche in der StädteRegion Aachen ohne Schulplatz.

Tägliche Herausforderung für Schulen und Personal

„Die Leistung, die die Lehrerinnen und Lehrer aktuell erbringen, kann man nicht hoch genug einschätzen. Zum einen die Regelschülerinnen und -schüler entsprechend des Lehrplans zu beschulen, zeitgleich die neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler in Deutscher Sprache fit zu machen und in die Klasse zu integrieren. Das ist eine enorme Aufgabe, die die Lehrer mit Bravour leisten“, erklärt der Schulrat der StädteRegion Aachen, Ralf Sistermann.

Besonders schwierig gestaltet sich dabei die Vermittlung an Grundschulen. „Nicht immer kann eine wohnortnahe Beschulung ermöglicht werden. Denn in vielen Kommunen sind vor allem Schulen in der Innenstadt ausgelastet, erst recht, wenn sie in der Nähe kommunaler Unterkünfte für geflüchtete Menschen liegen“, so Sistermann. Deswegen muss oft auf weiter weg gelegene Schulen zurückgegriffen werden.

Die meisten unvermittelten Kinder und Jugendlichen gibt es in der Sekundarstufe I. Die Berufskollegs im Zuständigkeitsbereich des Kommunalen Integrationszentrums (außer Stadt Aachen) haben aktuell keine freien Plätze mehr in den Internationalen Förderklassen. Um die Berufskollegs zu entlasten, werden aktuell Jugendliche vom Weiterbildungskolleg in Würselen aufgenommen.

„Einige zugewanderte Kinder und Jugendliche sind nicht alphabetisiert oder nur teilweise bzw. nicht in lateinischer Schrift. Sie haben manchmal auch noch gar keine Schulerfahrung, weswegen sie natürlich dementsprechend betreuungsintensiv sind. Das stellt die Schulen vor eine weitere Herausforderung“, fasst Ralf Sistermann zusammen. Andere Schwierigkeiten sind fehlende Räumlichkeiten und fehlendes Personal. Vor allem Lehrkräfte mit einer entsprechenden Qualifikation zur Deutschförderung werden dringend gesucht.

Große Hoffnungen setzt Ralf Sistermann in die geplante „Ankommensschule“ in Aachen am Teilstandort Drimborn. „Hier sollen u.a. Kinder unterkommen, die noch nicht alphabetisiert sind, aber auch Jugendliche, die mangels Schulerfahrung noch nicht ans Berufskolleg gehen können und gleichzeitig zu alt für die Sekundarstufe I sind“. Geplant ist, mit den Alphabetisierungsklassen nach den Sommerferien anzufangen.

Hier gibt es weitere Informationen zur Bildungserstberatung: https://www.staedteregion-aachen.de/de/navigation/aemter/kommunales-integrationszentrum-a-46/integration-durch-bildung/bildungsberatung-seiteneinsteigerberatung


Schulen: Positive Zahlen, Daten und Entwicklungen neu zugewanderter Kinder und Jugendliche

  • Seit dem Schuljahr 2014/2015 wurden 2.200 zusätzliche Schulplätze geschaffen
  • Die meisten Kinder und Jugendlichen werden schnell mit einem Schulplatz versorgt.
  • Maßnahmen aus dem Programm „Integration durch Bildung“ sind erfolgreich.

31.10.2018: In der gestrigen, gemeinsamen Sitzung von Kinder- und Jugendausschuss und Schulausschuss (Dienstag, 30. Oktober) präsentiere das Kommunale Integrationszentrum der Stadt Aachen (KI) Zahlen und Daten zur schulischen Situation von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen, so genannten Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger, in Aachen. Dabei konnte das KI über viele positive Entwicklungen berichten, die die Ausschussmitglieder – wie auch die Arbeit des KI – durchweg positiv bewerteten.

Seit dem Beginn der verstärkten Zuwanderung im Schuljahr 2014/2015 wurden bis heute rund 2.200 Schulplätze für Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger geschaffen. Aktuell gibt es in Aachen 28 Klassen an 16 verschiedenen Schulen. Im Schuljahr 2017/2018 wurden insgesamt 400 Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger vom KI beraten und an Schulen vermittelt.

Die meisten Kinder und Jugendlichen aus dem europäischen Ausland

Die Kinder und Jugendlichen kamen dabei zu fast 34 Prozent aus dem europäischen Ausland. Auf Platz zwei lag Syrien mit 18 Prozent, gefolgt von südosteuropäischen Ländern außerhalb der EU, aus denen rund 14 Prozent kamen. Insgesamt kommen die Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger im aktuellen Schuljahr aus 26 unterschiedlichen Nationen. Im vergangenen Jahr waren es sogar 66 Länder. Hauptherkunftsländer sind in diesem Schuljahr aktuell Syrien, Guinea, Deutschland (in Deutschland geboren, im Ausland aufgewachsen), Bulgarien und Ungarn.

Im aktuellen Schuljahr wurden seit dem Stichtag 1. August 2018 bereits insgesamt 70 Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger durch das KI beraten. 62 davon haben bereits einen Schulplatz erhalten: 21 im Primarbereich (sechs bis zehn Jahre), 29 im Sekundarbereich I (zehn bis 16 Jahre) und 12 im Sekundarbereich II (16 bis 18 Jahre).

Leitziel „Integration durch Bildung“

Auch eine zweite Vorlage wurde von den Ausschüssen erfreut und zustimmend zur Kenntnis genommen: 2016 wurden diverse Maßnahmen und Initiativen unter dem Leitziel „Integration durch Bildung“ durch die nordrhein-westfälische Landesregierung ins Leben gerufen. So sollte den Herausforderungen des deutschen Schulsystems begegnet werden, die durch die verstärkte Zuwanderung von geflüchteten Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten entstanden sind. Die Schulen sollten bei der Integration und Stabilisierung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen unterstützt werden. Auch die Stadt Aachen partizipiert an diesem Programm.

Hier wurde eine halbe Stelle im Landesdienst – mittlerweile entfristet – eingerichtet und an das Team des Schulpsychologischen Dienstes der Stadt Aachen angebunden. Sie soll dazu beitragen, neu zugewanderte Kinder und Jugendliche in das Schulsystem mit Blick auf ihre Bedürfnisse zu integrieren und dabei gleichzeitig die Erziehungsberechtigten, pädagogischen Fachkräfte und weitere Beteiligte bei diesem Prozess unterstützen. Die Schulpsychologin ist für alle Schulen der Stadt Aachen zuständig.

Bei der Systemberatung an Schulen konnten seit Oktober 2016 insgesamt 17 Angebote realisiert werden: sieben Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte, fünf davon in Kooperation mit dem Kommunalen Integrationszentrum. Themen waren unter anderem „Trauma und Traumafolgestörungen“ oder „Umgang mit geringem Lernzuwachs“. Darüber hinaus fanden acht schulübergreifende Lehrerberatungen statt, die unter anderem Themen wie „Verbesserung des Arbeits- und Sozialverhaltens in Klassen“ beinhalteten. Außerdem gab es eine kollegiale Fallberatungsgruppe, eine Kleingruppe pädagogischer Fachkräfte, in der eigene berufliche Fälle durch Begleitung von zwei Schulpsychologinnen besprochen werden, an der neun Lehrerinnen, Lehrer, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter der unterschiedlichsten Schulformen der Stadt Aachen teilnahmen. Bei der Systemberatung sind für das laufende Schuljahr bereits weitere Maßnahmen geplant.

Schulsozialarbeit für Integration

Das Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW stellt seit 2016 landesweit Stellen für Fachkräfte in multiprofessionellen Teams zur Verfügung, die seitens der Kommunen entsprechend ergänzt werden. In Aachen wurden so zwei Vollzeitstellen im Landesdienst und eine weitere Vollzeitstelle in städtischer Trägerschaft eingerichtet. Die Fachkräfte sollen dazu beitragen, dass geflüchtete Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter sowie Kinder und Jugendliche in vergleichbaren Lebenslagen, so schnell und so gut wie möglich in die Aachener Schulen integriert werden. Dies soll in multiprofessionellen Teams zum Beispiel gemeinsam mit den Lehr- und Fachkräften in den Schulen oder mit anderen haupt- und ehrenamtlichen Akteuren der sozialen Arbeit geschehen. Diese Fachkräfte sind an das Team der Schulsozialarbeit der Stadt Aachen angebunden.

Lehr- und Fachkräfte sowie Schüler anderer Schulen, deren Eltern und Betreuer können sich direkt an die Fachkräfte wenden und erhalten im Rahmen der Möglichkeiten unbürokratische Hilfestellung oder werden kompetent weitervermittelt. Die Zahlen weisen darauf hin, dass diese niedrigschwelligen Angebote der Sozialen Arbeit von den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Familien gut angenommen werden.

Insgesamt profitierten 21 Schulen vom Einsatz der drei Schulsozialarbeiterinnen für Integration. Im Schuljahr 2017/2018 unterstützten die Fachkräfte 33 Schulklassen, darin 15 Vorbereitungsklassen (Sprachfördergruppen). Seit dem Start im Januar, April und August 2017 wurden insgesamt 225 neu zugewanderte Kinder und Jugendliche durch die drei Fachkräfte beraten, unterstützt und begleitet.


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Foto: aachenerkinder.de


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