Familienfreundliche Wissenschaftsstadt Aachen

Familienfreundliche Wissenschaftsstadt – Neue Webseite „Studieren, Lehren und Forschen mit Kind“

  • Die Seite bietet umfangreiche und detaillierte Infos für Studierende, Forschende und Lehrende mit Kindern an den Aachener Hochschulen.
  • Finanziellen Hilfen, Stipendien, Kinderbetreuung, Vergünstigungen, rechtlichen Infos – die Webseite www.aachen.de/hochschule_und_familie liefert viele Antworten.
  • Eine Kampagne macht stadtweit auf die Webseite und das wichtige Thema aufmerksam.

Foto: Motiv der Kampagne „Raum für Familie – Studieren, Lehren und Forschen mit Kind“: Familie Goldmann im Hörsaal. (©Stadt Aachen/Sarah Thelen)

 

Wissenschaftsstadt
Die Arbeitsgruppe „Familienfreundliche Wissenschaftsstadt“ und Aline Goldmann mit ihren Kindern freuen sich über die neue Webseite „Studieren, Forschen und Lehren mit Kind“: Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Aachen, der RWTH, FH, KatHo, des Uniklinikums und des Studierendenwerks. (© Stadt Aachen)

„Das Leben von Familien in Aachen so kommod wie möglich machen“, das sei das Ziel des Aachener Bündnisses für Familien, das 2005 von Politik und Stadt ins Leben gerufen wurde, erläutert Susanne Schwier, Beigeordnete der Stadt Aachen für Bildung und Kultur, Schule, Jugend und Sport, aber auch der verschiedenen Arbeitsgruppen, die innerhalb dieses Bündnisses bestehen. Die Gruppe „Familienfreundliche Wissenschaftsstadt“ stellte heute (Mittwoch, 11. Oktober) eine neue Webseite unter dem Titel „Studieren, Lehren und Forschen mit Kind“ vor: Unter www.aachen.de/hochschule_und_familie gibt es detaillierte Informationen zu vielen Fragen, die sich stellen, wenn man mit Kindern an einer Hochschule ist – ganz gleich, ob als Studierender, Forschender oder Lehrender. Schwier zeigte sich begeistert bei der Präsentation der Seite: „An wen kann ich mich zum Beispiel wenden, wenn meine Kinder plötzlich krank werden und betreut werden müssen, weil ich zu einer wichtigen Klausur muss? Oder wie sieht es mit der Kinderbetreuung aus? Hier gibt es die Antworten.“

 

Konkret auf Hochschulen und jeweilige Gruppen abgestimmt

Gemeinsam mit der RWTH Aachen, der FH Aachen, der KatHo NRW Aachen, dem Studierendenwerk Aachen, dem Uniklinikum Aachen, der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Aachen, und den jeweiligen Studierendenvertretungen wurden umfangreiche Infos zusammengestellt, die ganz gezielt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppen und Hochschulen abgestimmt sind – sie reichen von A wie „Aachen-Pass“ bis W wie „Wenn die Eltern krank sind“. Zahlreiche weiterführende Links und Kontakte ergänzen die Seiten.

 

Schwier betonte, wie wichtig solche Seiten sind: „Aachen wächst, die Zahl der Studierenden in Aachen wächst und die Zahl der Studierenden mit Kindern und Familie wächst auch.“ Die Beigeordnete zitierte eine Zahl aus der 21. Sozialerhebung des Dachverbandes der deutschen Studierendenwerke, nach der rund sechs Prozent aller Studierenden während des Studiums eine Familie gründen: „Auf Aachen runter gebrochen wären das circa 3.400.“ Schwier berichtete aus ihrer eigenen Studentenzeit: „Als ich vor 30 Jahren in Göttingen während des Studiums Mutter wurde, war das meine Privatsache.“

 

Familie Goldmann als Kampagnen-Motiv

Das dies heute nicht mehr so ist, konnte Alina Goldmann bestätigen: Die angehende Ärztin am Uniklinikum Aachen ist dreifache Mutter, ihr Lebensgefährte ebenfalls Akademiker. Die junge Familie sind auch die „Gesichter“ der Kampagne, die seit dieser Woche auf Plakaten in ganz Aachen, auf Lesezeichen, Onlinebannern unter dem Motto „Raum für Familie – Studieren, Lehren und Forschen mit Kind“ Werbung für das Webangebot machen. Goldmann: „Als ich im Wintersemester 2008/2009 zum ersten Mal schwanger wurde, haben mir alle gesagt ‚das geht gar nicht, ein Medizinstudium mit Kind‘. Ohne die KiTa des Studierendenwerks hätte ich es zum Beispiel nicht geschafft oder das Studentenwohnheim für Familien war auch eine große Hilfe, weil man dort schnell Kontakte hatte.“ Auch im Studiengang selbst hätte es mit Kindern immer wieder Hilfen und Erleichterungen für Familien gegeben: „Ich finde diese Webseite auch so toll und mache bei der Kampagne gerne mit, weil sie Vielen helfen kann und zeigt: Es geht doch!“

 

Was geht, steht und fällt aber mit den Rahmenbedingungen: So kann etwa das Studierendenwerk Aachen mittlerweile auf fünf KiTas in Kooperation mit RWTH oder FH verweisen – mit der ersten „Piccolino“ habe man vor 45 Jahren übrigens Pionierarbeit geleistet, so Marion Wenner, stellvertretende Geschäftsführerin des Studierendenwerks. Wenner: „Wir haben Platz für 154 Kinder, leider aber schon 192 auf der Warteliste.“ Oft, so Wenner, sind es aber auch Kleinigkeiten: „Seit drei Jahren bieten wir hier in der Hauptmensa auch einen speziellen Kinderteller an, wir haben hier eine Kinderspielecke, die die Erstsemester anfangs immer etwas verwundert beäugen. Und es gibt spezielle Wohnheime für Familien, was viele Studis gar nicht wissen. Dort sind die Wartelisten auch nicht so lang wie bei den anderen.“

 

Familienfreundliche Angebote an den Aachener Hochschulen

Ebenfalls Pionierarbeit leistete die KatHo: Bereits seit 1996 gibt es dort den „Frauenstudiengang“, der 2016 zum 20-Jährigen in „Familienstudiengang“ umbenannt wurde und nun auch für Väter offen ist. „Der ist – da darf ich auch ein bisschen mit angeben – einmalig in Deutschland“, so Prof. Dr. Marion Gerards, Gleichstellungsbeauftragte der KatHo NRW, Abteilung Aachen. Er bietet für Mütter und Väter in der Familienphase eine große Erleichterung: „Die Teilnehmenden haben die Chance, kompakt an Freitagen und Samstagen bei uns Soziale Arbeit zu studieren.“ Eine eigene KiTa habe man als kleine Hochschule nicht, wohl aber ein Kinderbetreuungszimmer, das komplett in studentischer Verantwortung liege.

 

Am Uniklinikum Aachen steht man vor ganz anderen Herausforderungen: 24-Stunden-Dienste, Fachkräftemangel, Pflegenotstand. Doch das UKA versucht dem entgegen zu wirken, wie Peter Asché, Kaufmännischer Direktor, betont: „Bisher haben wir eine eigene KiTa mit 69 Plätzen für Kinder zwischen null und sechs Jahren. Doch wenn alles klappt, gibt es vor Weihnachten noch ein kleines Geschenk, eine weitere KiTa, direkt hinter dem Klinikum im Grünen mit noch einmal etwas über 70 Plätzen, ein deutlicher Zugewinn – doch auch das wird nicht reichen.“ Im Klinikum gibt es für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch die Möglichkeit, Kinder bis 20 Uhr ganz kurzfristig betreuen zu lassen – etwa, wenn dringend noch eine Arbeit zu Ende gebracht werden muss. Und: Ein spezielles Programm soll jungen Frauen helfen, die promoviert haben, auch noch zu habilitieren: „Ein Großteil der Bewerber für Oberarzt- oder Chefarztstellen sind immer noch männlich“, so Asché.

 

Familienservicebüros oder ganztägige Ferienbetreuung

Die RWTH – als familienfreundliche zertifiziert – setzt sich selbst hohe Standards: „Wir suchen Talente aus allen möglichen Bereichen – und wir möchten die Talente mit Familie nicht ausschließen und wir verfolgen eine Internationalisierungsstrategie“, betont Dr. Ulrike Brands-Proharam Gonzalez, Gleichstellungsbeauftragte der RWTH Aachen und verweist bei Studierenden aber auch Forschern auf Menschen aus der ganzen Welt. Das Familienservicebüro der RWTH setzt seit 15 Jahren auf differenzierte Beratung, gewährleistet durch viereinhalb Vollzeitstellen in dem Bereich. Aber das Engagement geht über die Beratung natürlich raus. So hat man für Betreuungslücken – also Zeiten am Tag, wo die KiTa zu ist, Eltern aber noch zu wichtigen Terminen müssen – eine finanzielle Hilfe ins Leben gerufen, etwa, um einen Babysitter zu zahlen. Und die Gleichstellungsbeauftragte hat eine erfreuliche Entwicklung ausgemacht: „Wir erreichen die Männer mittlerweile fast genauso gut wie die Frauen bei der Beratung.“

 

Eine andere Entlastung für beide Elternteile ist an der FH Aachen die ganztägige Ferienbetreuung, die Judith Kürten, Gleichstellungsbeauftragte der FH Aachen, als Beispiel für ihre Hochschule nennt: „Immer zwei Wochen in den Oster-, Sommer- und Herbstferien. Denn die Schulferien stimmen ja nicht mit dem Urlaub der Eltern überein.“ 30 Kinder können mitmachen von Studierenden oder Angestellten. Kürten: „Rechnet man das nach, kommt man auf 900 Urlaubstage, die man spart. Also hat auch die FH an großes Interesse daran.“ Und das nächste familienfreundliche Projekt der FH steht schon in den Startlöchern: „Bald wird es auf dem FH-Gelände an der Eupener Straße eine so genannte Großtagespflegestelle geben, wo Kinder unter drei Jahren betreut werden können. Dort können vor allem Kinder betreut werden, wenn die Eltern noch keinen KiTa-Platz haben.“ All diese Maßnahmen habe man vor allem in Angriff genommen, weil die FH in den vergangenen Jahren auf rund 13.000 Studierende angewachsen ist und daraus ein hoher Personalbedarf im Forschungsbereich resultiert.

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