Schulsozialarbeit an den Schulen der StädteRegion Aachen

Schulsozialarbeit an den Schulen der StädteRegion Aachen: Jugendliche leiden unter den Krisen der letzten Jahre. Beratungs- und Gesprächsbedarf ist hoch.

29.12.2022: Raman ist 19 Jahre alt, kommt aus Würselen und macht seinen Realschulabschluss am Berufskolleg Nord in Alsdorf. Gerade ist er bei Schulsozialarbeiterin Cordula Klarowski und berichtet von seinem Praktikum bei der Enwor: Er war viel unterwegs, fand die Arbeit interessant und die Ausbilder sympathisch. Noch während des Praktikums hat er sich um einen Ausbildungsplatz zum Betriebselektroniker beworben. „Die Bewerbung habe ich Frau Klarowski vorsichtshalber vorher geschickt und sie hat mir auch noch einige gute Tipps gegeben, was ich noch reinschreiben soll“, sagt er.

Das Büro, das sich Klarowski mit ihrer Kollegin Ute Schöpping teilt, ist einladend und gemütlich. Hier sind alle Jugendlichen willkommen, egal ob sie einfach mal reden wollen oder eine Frage zur Suche nach einem Praktikumsplatz haben. „Wir unterstützen Jugendliche auf ihrem Weg in ihre berufliche Zukunft“, beschreibt Cordula Klarowski, die bei der Beschäftigungsinitiative Sprungbrett arbeitet, ihren Arbeitsschwerpunkt. „Zwei Stunden Berufsorientierung pro Woche stehen für die Schülerinnen und Schüler auf dem Stundenplan. Wir schauen uns zum Beispiel an, welche Ausbildungsberufe es gibt und wie der Alltag jeweils aussieht.“ Aber auch ganz Praktisches ist Thema: Wie findet man einen Platz für ein Praktikum? Was ist wichtig für einen guten Eindruck beim ersten Telefongespräch? Was darf in der Bewerbung für einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz nicht fehlen? „Außerdem kommen die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf zu uns, also wenn sie Fragen haben oder Hilfe brauchen“, so Klarowski.

Berufsvorbereitung, Ausbildung und Berufswelt

Auch wenn es derzeit in vielen Bereichen mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gibt, ist es für manche Jugendliche schwierig, ihren Weg in einen Beruf zu finden. Die Homeschooling-Zeit während der Corona-Pandemie hat bei vielen Wissens- und Lernlücken hinterlassen und sie psychisch sehr belastet. Auch das soziale Miteinander in der Gruppe haben sie nur eingeschränkt erlebt. Zu den Folgen gehören mangelnde Motivation, soziale Ängste und hohe Fehlzeiten. Wenn dazu noch wenig Unterstützung aus der Familie kommt, geben manche Jugendliche auf. „Besonders für den Sprung in die Berufswelt fehlt ihnen dann das Selbstbewusstsein, es zu schaffen“, so Klarowski. „Wir begleiten junge Menschen bei jedem dieser Schritte, wenn es nötig ist. Machen ihnen Mut, geben Tipps oder üben auch mal zu telefonieren. Aber machen müssen sie es dann selbst!“ Es gibt aber auch Jugendliche, die tatsächlich noch nicht ausbildungsreif sind. Für sie sucht Klarowski dann zusammen mit den Schülern, den Eltern und mit Partnern im Netzwerk eine Lösung. Diese kann unterschiedlich aussehen: Für die einen kann ein weiteres Jahr Berufsvorbereitung in der Schule hilfreich sein, andere brauchen besondere Förderangebote oder können in einer überbetrieblichen Ausbildung mehr Praxiserfahrung sammeln.

Was Raman betrifft, ist Cordula Klarowski sicher: „Der schafft das jetzt!“ Krisen, die es in der Vergangenheit gab, sind überwunden, seine Noten sind gut und seine Motivation hoch. Raman selbst findet: „Man kann das auch alles selber schaffen. Aber es ist gut, dass Frau Klarowski nochmal über meine Bewerbung geguckt hat – da konnte ich noch etwas verbessern.“ Er und die Schulsozialarbeiterin seines Vertrauens haben ein gemeinsames Ziel: dass Raman im April einen Ausbildungsvertrag hat.

Cordula Klarowski arbeitet seit 27 Jahren als Sozialarbeiterin am Berufskolleg Nord – und macht ihren Job immer noch gerne. Sie ist stolz darauf, dass es am Ende des Schuljahres immer für die Mehrheit der Jugendlichen an ihrer Schule eine Anschlussperspektive gibt. Und am meisten freut es sie, wenn sie ehemalige Schülerinnen und Schüler trifft, die mitten im (Berufs-)Leben stehen: „Die sagen dann: Frau Klarowski, kennen Sie mich noch? Und ich kann sehen: Es ist aus ganz vielen etwas geworden!“

Hintergrund: Schulsozialarbeit an Schulen der StädteRegion Aachen

Die Begleitung im Berufswahl- und Bewerbungsprozess an Berufskollegs ist nur ein Bereich der Schulsozialarbeit und der sozialpädagogischen Beratung. An 16 der 17 Schulen in Trägerschaft der StädteRegion Aachen sind insgesamt 34 Mitarbeiter_innen unterschiedlicher Träger im Einsatz – je nach Schule und Schulform mit verschiedenen Schwerpunkten. Davon finanziert die StädteRegion Aachen 21 Beschäftigte. Sie alle bieten jungen Menschen in schwierigen Lebenslagen professionelle Beratung und Unterstützung. Zu ihren Aufgaben gehören außerdem die Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen, Elternarbeit, gruppenorientierte Angebote und Projekte sowie die enge Zusammenarbeit mit Partnern im Netzwerk.

In allen Bereichen – ob in den Berufskollegs oder den Förderschulen – haben vor allem die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe und der Krieg in der Ukraine die Jugendlichen im Schuljahr 2021/2022 stark belastet. Das zeigt sich auch in wachsendem Beratungsbedarf: An den Berufskollegs gab es etwa 20.400 Beratungsgespräche für Schülerinnen und Schüler und knapp 1.700 Gespräche mit Eltern. An den Förderschulen wird noch deutlicher, dass Beratung und psychosoziale Betreuung stark nachgefragt wird: Mit 947 Einzelberatungen stieg die Zahl der Gespräche mit Schülerinnen und Schülern um mehr als 80 Prozent. Mit Eltern und Erziehungsberechtigten haben die Schulsozialarbeiter über 2.500 Gespräche geführt, ein Zuwachs von fast 23 Prozent. Die Spanne reicht von Einzelgesprächen zu einer konkreten Frage, die dann auch schnell gelöst ist, bis zur regelmäßigen Begleitung von Familien über mehrere Jahre hinweg.

Es ist zu erwarten, dass zusätzliche Hilfen zur Bewältigung der psychischen und sozialen Beeinträchtigungen und Belastungen der Kinder und Jugendlichen in Folge der Corona-Pandemie in der Beratung weiterhin einen großen Raum einnehmen werden. Auch im neuen Schuljahr stehen Einzelberatungsangebote im Fall psychischer, sozialer und familiärer Krisen und die gezielte Unterstützung bei der beruflichen Orientierung im Fokus. Weitere wichtige Themen, die ausgebaut werden sollen, sind unter anderem Gewalt- und Suchtprävention oder die Stärkung von Medienkompetenz.


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Foto (Barbara van Rey, StädteRegion Aachen): Cordula Klarowski und Ute Schöpping (Sprungbrett GmbH) sind als Sozialarbeiterinnen am Berufskolleg Nord in Alsdorf für die Jugendlichen da. Sie unterstützen Schülerinnen und Schüler auf dem Weg in ihre berufliche Zukunft.


Weitere Veranstaltungen: Eltern-Lehrer-Erzieher

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